Plattenkritik
Es ist tatsächlich nichts los im Moment und daher hat der Spießer in mir wieder Gelegenheit, sich etwas breit zu machen. Ein Ziel hat er seit einigen Tagen in Form von mehreren Steinplatten, die auf dem Gehweg vor meinem Balkon unterspült worden zu sein scheinen, auch wenn es gefühlt seit Monaten nicht stark geregnet hat. Touristenpisse kann es in Schöneberg auch nicht sein, also war es vielleicht auch keine Unterspülung, aber wie dem auch sei: Sie sind locker und wackeln, zwei oder drei müssen es sein.
Nun wäre das überhaupt kein Problem, wenn der Gehweg nicht ständig für seinen in Berlin eigentlichen Zweck genutzt würde: So schnell es geht mit dem Rad auf ihm den Berg runterfahren, damit nebenan auf dem Kopfsteinpflaster Platz ist und die Hämorrhoiden nicht jucken. Die Kurve rechts am Haus und die Einmündung links werden ignoriert und so gibt es jede Woche jemanden, der jemand anderem gefährlich in die Quere kommt oder es gibt zumindest Geschrei, weil Jonas oder Leon mit dem Laufrad auf die Kreuzung zufahren. Dort ist zwar Spielstraße, aber das Schild hinter Bäumen versteckt und die Straße ja radfahrerfrei, also: gib ihm!
Während ein Fußgänger einen großen Schritt über die wackelnden Platten täte, rollt Leons Mutter mit dem Rad drüber und zwar vorne und hinten, also kann ich am Rechner sitzend oder im Bett liegend allein durch hören die Radfahrerfrequenz messen, obwohl ich das garnicht will: Aktuell ca. zwei pro Minute: Klappklapp. Klappklapp.
Jetzt bin ich in meiner Art als Anfängerspießer ratlos. Soll ich das Ordnungsamt rufen, soll ich es wie meine Nachbarn tapfer ertragen oder grabe ich die Platten heute Nacht mal aus und harke die Erde etwas glatt? Tendenziell wird es letzteres werden.