Musikempfehlung: Warpaint – The Fool
Warpaint sind vier Frauen, die einigermaßen düstere Musik in klassicher Rock-Intrumentierung machen und vor kurzem ihre zweite Platte rausgebracht haben. Die erste erschien vor vier Jahren und war offenbar in aller Munde, außer denen in meiner Hörreichweite, daher habe ich die Band mit beiden Platten erst jetzt kennengelernt, was schade ist.
Ihre Musik durchziehen einige Konstanten:
- oft mehrstimmiger Gesang von traurigem Geseier und irgendwas zwischen Fee und Sirene
- gutes, relativ komplexes und treibendes Schlagzeug
- schöne Klang- und Melodiezitate aus Wavezeiten von Cure bis New Order
- großzügiger Verzicht auf traditionelle Liedstrukturen mit immerhin meist klar erkennbaren Refrains
- komplett fehlendes Gespür für das befriedigende Ende von Liedern oder Platten
Das klingt insgesamt eher negativ, ist es aber nicht: Auch wenn die Stücke im einzelnen zerfasert und teils beliebig aneinander gehängt erscheinen, ergibt die Platte im ganzen einen wunderbaren Fluss aus einer konstant melancholischen Stimmung, die einen am Ende durchaus zufrieden und froh dastehen lässt. So merkwürdig die Kombination der einzelnen Eigenschaften klingt, so wunderbar funktioniert sie – auf der alten Platte.
Auf der neuen geht es zunächst gewohnt weiter, driftet dann aber in Beliebigkeit, als suchten sie ihren weiteren musikalischen Weg oder ihren eigenen Sound, kämen aber alle zu einem unterschiedlichen Ergebnis. Man soll traurig sein, in Klängen schweben, dann wieder tanzen, was vielleicht noch ginge, fehlte nicht dieses Mal das zusammenhaltende, wenn auch geklaute Klangbild der ersten Platte.
Trotz allem sind beide Platten recht großartig und wer auf Steigerungen steht kann ja die neue zuerst hören und hoffen, dass sich die vier in vier Jahren musikalisch wieder gefunden haben. Eine Unverschämtheit der Band ist es übrigens, nicht in Berlin zu spielen.