Digitale Welt
Mir scheint, der Mensch wird nicht ruhen, bis die Welt versiegelt ist und jedes einzelne Ding auf ihr mit Strom funktioniert. Frohlocket, denn ein weiterer kleiner Schritt dahin wurde heute getan!
Der jährliche Besuch vom Heizungsablesemokel liegt hinter mir. Ich erinnere mich an Zeiten, zu denen er komische bunte Röhrchen ablas, sie durch andere, komische bunte Röhrchen ersetzte, dann schrieb er die abgelesene Zahl auf ein Stück toten Baum, ich sah sie, musste unterschreiben und bekam einen Durchschlag. Seit einigen Jahren tippt er die Zahl nur noch in ein Gerät und ich bekomme garnichts. Das liegt vielleicht daran, dass die Zahl Jahr für Jahr größer wurde und es damit an der Zeit war, mir diese zu verheimlichen. Auch in der Küche passiert das übrigens, obwohl man die Heizung dort garnicht betreiben kann, da das Ventil von einem Kühlschrank dauerhaft geschlossen wird und komme mir niemand mit Einfrieren – wir sind hier nicht in Moskau.
Seit eben nun krallt sich ein kleines, elektronisches Gizmo an meine Heizungen und macht Sachen, die ich in keiner Weise nachvollziehen kann und in einem Jahr wird es dem Heizungsmokel irgendetwas zuflüstern und ich stehe doof daneben und weiß nichts, außer dem, das es mir mitteilt, wenn ich sein Knöpfchen streichle (was wie man weiß selten die Wahrheit ist).
Was ich weiß ist, dass ich am Ende bezahlen darf und daher wünschte ich mir eigentlich ein wenig Transparenz und Information, aber das tue ich auch an so manch anderer Stelle.
Was ich sehe ist, dass das Elektroding wesentlich kleiner ist als seine analogen Großeltern und ich damit die nun freigewordene Fläche der Heizungen eigentlich neu streichen müsste, was mich besonders ärgert, denn das zahlt mir niemand und die Heizung im Wohnzimmer habe ich erst dieses Jahr neu gestrichen. Obwohl das eigentlich ein Vorteil ist, denn die Farbe davon steht noch auf dem Balkon – wo sie hingehört.