Jahresurlaub
Wenn ich jemandem erzähle, dass ich in Kürze Urlaub mit Vollpension für zehn Euro täglich mache, bei dem ich den ganzen Tag nur saufen darf und von Frauen umsorgt werde, dann könnte Neid aufkommen. Der vergeht vermutlich sofort, wenn ich dazu sage, dass ich diesen Urlaub im Franziskus Krankenhaus verbringen werde.
Vollends in Mitleid umschlagen könnte die Stimmung, wenn ich die Schlimmstfälle aufzähle, die mir letzte Woche beschrieben wurden und die ich seitdem erfolgreich verdränge. So gehe ich vom Bestfall aus und der klingt, obwohl vermutlich eine Weile nichts auf dem gewohnten Wege rein oder rausgehen wird, halbwegs erträglich.
Eine Schwester meinte letzte Woche: „Bei Ärzten klingt sowas immer wie eine Kleinigkeit, für Patienten ist es immer eine große Sache.“ Tatsächlich wäre ich ich wäre ganz froh, wenn es für die Ärzte eine Kleinigkeit ist. Würden Sie die Schnippelei mit meiner Angst angehen, gäbe es vermutlich ein ganz schönes Chaos.
Wenn ich angst- und chaosfrei wieder zusammengeflickt wurde und keine Teile übrig bleiben, bin ich ab Freitag wieder Mensch und Menschen haben gern Gesellschaft, denn nur ein Computerspiel und 26 Stunden Serien im Gepäck sind vermutlich schnell verbraucht.
Ob ich nach fünf oder zehn Tagen zurückkehre und ob ich oder meine Blumen in besserem Zustand sein werden, ist derzeit ungeklärt.