Abarbeitung der Vergangenheit
In meiner Heimatstadt wird seit längerem darüber diskutiert (obwohl das Ergebnis längst feststeht), bestimmte Schulen zu schließen. Offenbar gibt es in der Stadt keine Kinder mehr, sodass man gleich drei Grundschulen schließen kann. Nun tue ich in meiner Abweseinheit auch nichts dagegen, aber wäre ich anwesend, würde man es mir ebenso verweigern wie hier.
Nun ist es dem grausamen Universum selbstverständlich, dass ich auf zwei von den drei zur Debatte stehenden Schulen zeitweise Schüler war und komme mir niemand damit, dass diese ja auch viel leichter zu treffen waren, da ich auf zwei statt einer Grundschule war – ich habe wegen Mathe III zu studieren aufgehört.
Nun kann ich also – sollte ich jemals in die Heimat zurückkehren – meinen nicht vorhandenen Kindern die nicht mehr vorhandenen Grundschulen meiner Vergangenheit zeigen und die minimalen Aufzeichnungen über diese vier Jahre der lächerlichen Ungläugibkeit preisgeben. Wenn das nicht ein Grund mehr ist, jeden Morgen aufzustehen.
Wenn es keinen Nachwuchs mehr gibt, wird man sicher bald auch auf eines der zwei Gymnasien verzichten können, und wenn ich wählen müsste, wäre es meines, denn ehrlich gesagt habe ich von den zehn Jahren dort auch sieben schon vergessen.
Einige Aufzeichnungen habe ich immerhin noch über die zwei Jahre im katholischen Kindergarten und da die Katholen niemals ihr Interesse an Kindern verlieren werden, wird dieser sicherlich bis zum Ende aller Zeiten weiter existieren, aber ist das ein Trost?