Nichts sichtbar neues
Mein Arbeitgeber hat nach zwei Jahren Projektarbeit seit Dienstag einen neuen Onlineshop, der moderner, schneller und etwas schöner ist. Visuell geändert hat sich an den Seiten selbst allerdings nicht viel. Für den Kunden ist das in etwas so, als wenn im Stammsupermarkt alle Artikel noch so dastehen wie immer, alle Kassiererinnen aber eine neue Frisur haben und einen neuen Freund mit wesentlich mächtigerem Glied. Dafür habe ich in letzter Zeit einige Montage und in dieser Woche erstmals knapp an die 50 Stunden gearbeitet und ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich das bewerten soll.
Um bei dem schiefen, aber schön schmutzigen Bild zu bleiben gehen die neuen Frisuren und die neuen Freunde, sowie die Steuerung des kompletten Weges dorthin mit all seinen Hürden an die harte Arbeit so mancher Kollegen, für den Fortschritt bei der neuen Freunde Gemächt bin aber durchaus zum großen Teil ich verantwortlich. Demnach ist es vielleicht auch nicht ganz absurd, dass Dienstag mehr als 15 Leute in meinem Büro standen und mir nach dem Startschuss mit etwas kläglich bereitgestelltem historischen Knopfdruck applaudiert haben. Damit kann ich ja nun garnicht um.
Jetzt habe ich die nächsten zwei Wochen Bereitschaftsdienst für Notfälle, den ich tatsächlich etwas albern finde, weil nur etwas passieren kann, wenn irgendwas meiner Arbeit abgrundtief schlecht war und das passiert – soviele dämliche Fehler ich auch noch immer mache – verdammt selten. Tatsächlich hatte ich immerhin nach dem Start zwei Tage gute Laune, aber so zu ein Bisschen Stolz reicht es irgendwie nicht. Stattdessen ist nach dem großen Projekt gerade Ruhe eingekehrt und macht damit Platz für Gedanken, die zum Glück die letzten Wochen verdrängt waren. Ich sollte mich noch etwas an dem, was ich erstmals in dem Job von Beginn an mit aufgebaut habe, erfreuen, bevor ich beim nächsten Projekt wieder vor dem Nichts stehe und zwei Jahre warten muss, bis sich daraus etwas kurzzeitige Begeisterung ergibt. Ich hoffe darauf: Es ist immernoch einfacher, an einem solchen Projekt zu arbeiten als an sich selbst.