Neues vom Schlafbaum
  • Reisetagebuch

    Es waren Sachzwänge, die mich im Dezember dreimal zwangen, entgegen meiner Überzeugung, mich nicht weiter zu bewegen, als das Fahrrad trägt, in die Heimat und zurück zu fahren. Statt Rad wagte ich es, die Bahn zu nehmen, ob wohl die ja selbst eindringlich davor gewarnt hat. Letzte Woche habe ich noch groß getönt, dass alles garnicht schlimm gewesen sei, aber jetzt muss ich mir doch einmal die Geschehnisse von der Seele schreiben, damit ich mich nicht mehr ärgere.

    Alle drei Fahrten habe ich direkt am Tag der Veröffentlichung des Winterfahrplans über das Internet bestellt, was möglicherweise in weniger als einer Stunde funktioniert hat – ich weiß es schon nicht mehr. Bei zwei Fahrten konnte ich keine Reservierung dazu buchen: dieses war über knapp fünf Wochen „derzeit nicht möglich“. Kurz vor der Fahrt ging es dann doch für den doppelten Preis und so kam ich insgesamt auf 228 Euro für dreimal hin und zurück, halb ICE, halb IC.

    Die erste Hinfahrt mit ICE verlieft sorgenfrei mit Sitzplatz und nur 20 Minuten Verspätung. Die Rückfahrt mit IC war schwieriger, weil es den Wagen nicht gab, in dem meine Reservierung gewesen wäre. Trotzdem finde ich einen Sitzplatz und sitze auch ordentlich. Ich hole mir einen Stempel im Startbahnhof und 4,50 Euro im Zielbahnhof zurück. Verspätung unwesentlich.

    Die zweite Hinfahrt habe ich Glück, denn obwohl statt des erwarteten ICs ein Zug mit Museumswagen und ausschließlich auf 45 Grad geheizten Abteilen heranfährt, finde ich einen Sitzplatz, auf dem zufällig die Nummer meiner Reservierung steht. Vielen anderen geht es nicht so, aber das ist mir egal. Wir sind fast pünktlich und haben alle überlebt, obwohl ein herrenloser, kleiner, blauer Koffer an Bord war.

    Die letzte Reise war etwas stressiger. Der Zug ist schon in Berlin 10 Minuten zu spät, weil schon am Ostbahnhof versucht wurde, alle Passagiere der drei ausgefallenen Züge vom Vormittag mit aufzunehmen, obwohl unser Zug nur halb so lang ist wie üblich. Ich habe Glück, dass es meinen Wagen, meinen Platz und eine nette, junge Dame gibt, die diesen auch frei macht. Dafür gibt es für sie Schokolade. Vor Wolfsburg liegt dann ein anderer Zug auf der Strecke, so fahren wir über das schöne Stendal, wo dann die Oberleitung eingefroren ist und der Güterzug, der diese für uns freimachen soll vor uns liegenbleibt. Ab Hannover hat sich die Lage normalisiert und wir kommen daher auf nur 226 Minuten Verspätung. Die Stimmung im Zug war gut, es hat sich die ganze Zeit kein Schaffner blicken lassen. Die letzte, soeben beendete Rückfahrt war anders: Dieses Mal gab es meinen Wagen nicht, der Zug hatte schon in Bielefeld 20 Minuten Verspätung und nachdem ich bis Hannover gestanden habe, fand ich einen Platz im Speisewagen, wo ich gezwungen wurde, einen Kaffee zu trinken, zu dem ich dem Kellner noch 10 Cent Trinkgeld für seinen Mut gegeben habe. In Berlin waren es dann 45 Minuten, aber das ist ja fast erträglich.

    Morgen geht es ins Reisezentrum, Geld zurückholen. Ich rechne mit 22 Euro, sonst gibt es Ärger. Was Ärger ist, weiß ich ja jetzt.

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    1. Robert

      Sind doch nur 134 Minuten Verspätung auf dem Bild ;).

      • Das stimmt. Das war, als ich noch den Nerv hatte, Fotos zu machen ;)



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