Neues vom Schlafbaum
  • Metameckern

    Ich bin in diesen Tagen wieder mit dem Fahrrad unterwegs. Es ist etwas kälter und auf dem Schneepulver überall ist es schwieriger, den Nötigungen der Autofahrer ungefährdet zu entgehen, aber es funktioniert. Letzte Woche bin ich Öffentliche gefahren. Die kamen wann ihnen danach war, fuhren irgendwie ans Ziel und zwischendurch stiegen Bekloppte ein und aus – also alles wie immer. Seit dem Beginn des Jahrhundertwinterchaos war ich zweimal mit der Bahn in der Heimat und es war immer warm und kuschelig.

    Ich kann also überhaupt nicht nachvollziehen, woher dieses Gemecker kommt, dass der Winter, das alte Arschloch, nichts anderes im Sinne hätte, als den Deutschen am Verkehr zu hindern. Die Autofahrer fahren sich über den Haufen, Tanklaster explodieren reihenweise im Graben und am Flughafen gibt es Tumulte unter verhinderten Urlaubern und terminverpassenden Managern. Die Welt scheint still zu stehen, weil der deutsche Mensch nicht mehr vom Fleck kommt. Dabei ist das doch die Gelegenheit, die bereits vorhandene besinnliche Stimmung des Jahresendlichterfestes auch dazu zu nutzen, sich mal wieder zu überlegen, ob man in den Urlaub fliegen oder überhaupt muss, ob man die Geschäftspartner live sehen muss, ob der Job in 150 Kilometer Entfernung soviel besser ist, als der in der eigenen Stadt, ob es sinnvoll ist, sein Teilelager auf die Straße zu verlegen und ob es im Rahmen der Gewinnmaximierung sinnvoll ist, etwas komplett zu ignorieren, das seit vielen Jahrhunderten verlässlich jeden Winter wieder vom Himmel rieselt.

    Früher™ ging das doch auch alles: Im Herbst wurde Nahrung für den Winter gesammelt – gepökelt und eingemacht hat man nicht, weil es so lecker schmeckte -, dann wurde noch einmal richtig gefeiert und die nächsten drei dunklen und kalten Monate saß man in der eigenen Bude und vertrieb sich die kurzen Tage mit Hausarbeit oder der Familie und die langen Nächte mit Ehefrau, Schwester oder Cousine. Ich kann nicht erkennen, dass uns allen das merklich geschadet hat.

    Ich weiß – das ist alles Quatsch aus der Feder eines Herren, der nächste Woche schon wieder in die Heimat fährt, wenn die Bahn ihn lässt, aber hier muss ich mir die langen Nächte halt ganz allein vertreiben.

    In diesem Sinne allen eine gute Sonnenwende gehabt zu haben und eine besinnliche, ruhige, konsum/terrorfreie, langsame Zeit zwischen den Jahren gewünscht. Mit langen, kalten Nächten in Gesellschaft.

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