Laternelaterne
Ja, ich bin in dem Alter, in dem einen das Herz aufgeht, wenn eine große Gruppe Kinder mit Laternen und augenscheinlich ziemlich guter Laune durch die Straße ziehen und zwar offensichtlich ohne Rücksicht auf Hintergrund und andere Distinktionsmerkmale. Wenn es um Feuer geht, sind wohl alle Menschen gleich.
Wobei es ja heute garkein Feuer mehr ist. Ich meine mich zu erinnern, dass ich in der Zeit des Umbruchs groß geworden bin – in der Zeit des Wechsels von Laternen mit echten Kerzen hin zu Fahrradglühbirnen an Stielen mit schrecklich dicken Griffen für unzählige Batterien. Ich weiß nicht, warum diese Veränderung stattfand, denn ich kann mich nicht erinnern, dass irgendeine Laterne oder gar ein Laternenträger jemals gebrannt hat und wenn, dann nicht lange.
Ich weiß auch garnicht, ob wir früher überhaupt richtige Laternenumzüge hatten. Hier in Berlin hat man sie und zwar gern auch mit Kapelle, Pferd und Polizeibegleitung.
Dafür hatten wir Martinssingen und um da damals Süßigkeiten zu bekommen, mussten wir singen, bei manchen Häusern gab es sogar „MartinLutherMartinsingenwir…“-Verbot. Heute hat man sich jedenfalls in Berlin längst Halloween hingegeben. Gruselig verkleiden und „Süßes oder Saures“ schreien, oder allgemeiner: Schrecken verbreiten und drohen. Der amerikanische Weg eben.