Gebt mir meine Legionen zurück
Oft weiß man ja erst, was man vermisst, wenn es nicht mehr da ist. Seit Anfang des Jahres gibt es auf der S1 den neuen Bahnhof Julius-Leber-Brücke, der von meinem Stammbahnhof lächerliche 750 entfernt ist, aber trotzdem seine Berechtigung hat, weil er einem ganzen Stück Kiez den Anschluss an die Zivilisation bringt.
Für mich hat sich eigentlich nicht viel geändert. Die Wartezeit auf die Ringbahn in Schöneberg wurde durch den zusätzlichen Halt etwas verkürzt und der Klang der ankommenden Bahnen (es fahren ja wieder welche) ist irgendwie anders, nicht besser oder schlechter.
Jetzt im Sommer ist mir aber doch eine Sache aufgefallen oder eben nicht mehr aufgefallen: die rumpelnden Trolleylegionen von verwirrten Touristen, Schulklassen oder Jahrgangsstufen, die auf der Suche nach dem Hostel um die Ecke sind, wurden komplett umgeleitet. Ich muss nie mehr fürchten, der Russe käme, ich muss keinem Touristen mehr den Weg sagen, wenn ich zufällig auf dem Balkon bin und ich vermisse sogar manchmal die Gesänge der Jungs und das Geschnatter der Mädchen des Nachts.
Tja, aber so ist wohl die Welt – immer ist irgendwas anders.