Die Schrippensituation
Ich schmiere mir ja für die Arbeit ganz spießig am Vorabend Brote, damit ich nicht in unsere sodexoverseuchte Kantine gehen oder zu teures Essen irgendwo im Dorf kaufen muss. Habe ich abends dazu mal keine Lust, stelle ich mir noch spießiger einen Baukasten zusammen, mit dessen Inhalt ich am nächsten Tag gekaufte Schrippen belege.
Das alles zerstört zwar den Imbiss- und Belegtbrötchenmarkt, aber so weiß ich wenigstens halbwegs, was ich esse, kann die Zusammenstellung des Belags selbst haarklein wählen und mir sicher sein, dass meine belegten Brötchen nicht nur 0,5 cm unterhalb des Einschnitts fett belegt sind und im Brötchen selbst dann im besten Fall nur Butter ist.
Der Schrippenkauf des Morgens wird mir aber immer häufiger unmöglich gemacht, weil zum einen mittlerweile eine einzige Azubine/Praktikantin für Verkauf, Backen und Belegtbrötchenpuzzle zuständig ist und zum anderen die Produktpalette seit längerem nicht nur horizontal sondern auch vertikal diversifiziert wird, um den Wegfall meines Geldes zu kompensieren (dank allgemein propagierter Gleichstellung von Verlust und entgangenen Gewinn).
Das führt dazu, dass ich mit meinem Wunsch nach vier Schrippen für 48 Cent hinter drei Anzugträgern und zwei Blaumännern stehe, die keine Schrippen wollen, sondern zweistöckige Mokkalatte to go oder Dampfwurst mit Sempf und Bildzeitung, die eben nicht mal eben so schnell gemacht sind (von der Bildzeitung mal ab), und wenn ich dann drankomme angeguckt werde, als wolle ich mir mein Essen erbetteln.
Langer Rede kurzer Sinn: ich zahle gern 25 Cent für eine Schrippe, wenn ich eine Schrippenschnellkasse bekomme. Der Rest der Welt kann dann cool in der Bäckerei dinieren und ich komme pünktlich zur Arbeit. Abgemacht? Und ich will Butterkuchen. Kuchen, keine Teilchen und nichts mit Honig oder Früchten.