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New Hobby
Mein freier Montag erlaubt mir seit Jahren die einsame und aufmerksame Teilnahme am Spektakel, welches der Superbowl eines ist. Football ist auf seine Weise ein durchaus begeisternder Sport, zwar maximal durchkommerzialisiert und -professionalisiert, aber immer noch Sport und wenn man in seinem Leben Lücken zu füllen hat, ist er herzlich willkommen.
Seit ein paar Wochen verbringe ich einen Großteil meiner Sonntage mit etwas Football und sehr viel Werbung (von der sich jeder deutsche Werber ungefähr alle Scheiben abschneiden sollte, die er kann) und es ist mir immer wieder eine Freude. Tatsächlich zahle ich sogar echtes Geld in die böse USA, um das ein oder andere Spiel in perfekter Qualität sehen zu können, beziehungsweise jedes Spiel jederzeit auf jedem Gerät. Gäbe es ein vergleichbares Angebot der DFL, würde ich das mit Fußball vielleicht auch machen, zumindest wenn die Borussia so großartig weitermacht, wie sie es derzeit tut.
Ganz alleine arbeite ich so derzeit jeden Sonntag daran, über die Regeln hinaus den Sport zu verstehen. Freude bereitet es mir bereits in meiner Naivität, aber ich arbeite daran, dass es in naher Zukunft auch zu Sachverstand und Meinung reicht. Dann suche ich mir Leute, denen es in Berlin ähnlich geht, werde Fan der Seahawks, Saints, 49ers oder Packers und feiere jedes Spiel mit Pitchern und Spareribs. Ich bin mir sicher, da finde ich genau die Leute, die ich mag.
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Das Volk
Heute musste ich schon wieder eine offizielle Entscheidung treffen, denn es gab mal wieder einen Volksentscheid. Dieses Mal ging es darum, ob der Strom billiger und grüner wird. Das zumindest dachten offenbar ziemlich viele aber zum Glück nicht genug Berliner.
Natürlich wird der Strom nicht billiger, wenn man der Politik Mittel in die Hand geben will, um einen großen Fehler der Politik aus der Vergangenheit wieder gut zu machen. Ein großes Unternehmen mit knallharten Supermanagern ist sicher in der Lage, mit dem Stromnetz viel Geld zu machen. Ob eine Berliner Behörde allerdings zu etwas in der Lage ist, ist bisher unbewiesen und alle Rechenspiele sind sinnlos, solange Berlin pleiterer ist als der Rest der Welt und es eh unklar ist, ob eine solche Behörde mit der Bewerbung um das Stromnetz erfolgreich gewesen wäre.
Mir persönlich ist es ehrlich gesagt egal, ob man möglicherweise in zehn oder zwanzig Jahren Gewinn machen kann, wenn man es nicht vorher in irgendwelchen Gremien versemmelt. Wenn ich billigeren Strom haben will, wechsele ich den Anbieter und wenn ich ein Jahr später billigeren Strom haben will, wechsele ich wieder. Das ist Demokratie im Zeitalter des Kapitalismus und nicht blödes sonntägliches Kreuzchenmachen, das ich dennoch niemals verpassen werde.
Man wird im Alter schon ziemlich desillusioniert, wenn nicht gar konservativ und es ist fast erschreckend, dass man (also ich) sich freut, dass es ausreichend anderen auch so geht. Positiv gesagt ist das heutige Scheitern demnach ein klares Signal für mehr Volksentscheide.