Wandmalkunst
Das hier zeigt, dass Wandbesprüher nicht nur Unsinn produzieren. Das Bild ist natürlich nicht von mir und der Künstler mag diese Veröffentlichung als Zeichen der Hochachtung ansehen.
Das hier zeigt, dass Wandbesprüher nicht nur Unsinn produzieren. Das Bild ist natürlich nicht von mir und der Künstler mag diese Veröffentlichung als Zeichen der Hochachtung ansehen.
An diesem – erstmals wieder – langen Wochenende ist es mir dreimal passiert, dass ich beim Einkaufen zu wenig Geld gegeben habe. Nicht aus Absicht, sondern im festen Glauben, korrekt abgezählt zu haben. Das ist möglicherweise ein Symptom der seltenen Altersdyskalkulie oder aber – was viel schlimmer wäre – die unterbewusste Weigerung, den geforderten Betrag zu zahlen, wie klein er tatsächlich auch war.
Immerhin wurde unmittelbar ich Tat und Ort angemessen belehrt („na, dit sind aba keene zwei zehn“) und hoffe damit auf schnelle Heilung. Das war mir wirklich peinlich, weil das ja nun weder meine Art ist, noch ich das nötig habe. Vielleicht sieht man mir das mittlerweile auch an, denn ich wurde obendrein heute beim Einkaufen noch von einem Obdachlosen und einem Zeitungsverkäufer dämlich angemacht, ohne dass mit ein Grund eingefallen wäre. Vielleicht muss ich langsam doch nach Prenzlauer Berg umziehen. Oder gleich nach Zehlendorf.
Das sind aber ein paar ganz unerschütterliche, deren Ausdauer ich gerne hätte.
Seit einigen Monaten muss ich für Abendbeschäftigungen vermehrt in dieses Neukölln und bereits die Ankündigung verschafft mir meist eine Gänsehaut.
Diese Gänsehaut lasse ich mir nicht zum Vorwurf machen, denn nach Neukölln musste ich vor acht bis zwölf Jahren häufig aus familiären Gründen und es war immer deutlich unangenehm. Gerade die Zeiten, in denen ich mit dem Bus 104(!) zu meiner Ex in den Schillerkiez musste, in dem man von Leuten hinter einem mit „was guckst du so?“ begrüßt wurde, habe ich nicht in bester Erinnerung.
Aber auch hier ändern sich die Zeiten: Dieses Wochenende durfte ich dort eine kleine Kneipentour machen und es war schön. Das Halbe kostet noch knapp unter drei Euro, in Kneipen läuft Thees Uhlmann (wobei ich von Bosses 3 Millionen begrüßt wurde, was ich persönlich nehme (so man Bosse Ende Dreißig persönlich nehmen darf)), die Amtssprache ist sich bereits zwischen Deutsch, Englisch und Spanisch nicht mehr ganz sicher, die Männer tragen vermehrt ungepflegten Vollbart und die Frauen unpraktisch kurze Röcke. Heißt: Der Vorabend der Gentrifizierung zeigt sein kurzes, angenehmes Antlitz – diese Leere, die der bisherige Pöbel hinterlassen hat, der aus entmieteten Häusern fliehen musste, bevor sie von zahlungskräftigen Wohnungskäufern aus der Kreativbranche oder dem Rollkofferpöbel wieder gefüllt wird. Diese Zeit gilt es zu genießen.
Ich freue mich auf sechs bis zwölf Monate angenehmes Neukölln und werde weiterhin jedem erzählen, wie irrsinnig uncool und spießig Schöneberg ist, damit es das auch die nächsten dreißig Jahre unverändert so bleibt.