Neues vom Schlafbaum
  • Der Planet ist wieder einsam

    Einige Jahre war die Admiralsbrücke in KreuzbergExterner Link ein enormer Anziehungspunkt für die, die nichts geworden sind und die, die in anderen Ländern nichts geworden sind, aber es sich trotzdem leisten können, nach Berlin zu fliegen: Jede Sommernacht wurde dort in Massen gesehen und gehofft, gesehen zu werden, wurde Musik mit Verstärkern gemacht, gesoffen, bis die Schwarte kracht und in der Gegend rumgepinkelt, weil es in der Nähe nur ein einziges Lokal gibt und das Personal dort bereits beim Bestellen von Essen so unfreundlich sind, dass man mehr als Todesmut braucht, um dort zu fragen, ob man mal darf.

    Einige Jahre hat der Bezirk versucht, die Touristen und sonstigen Säufer von der Brücke zu vertreiben, weil drumherum Leute schlafen wollen und keiner Bock auf soviel Müll hat. Es wurden Mediatoren eingeschaltet, es wurden bauliche Maßnahmen geprüft, die die Brücke unattraktiv machen sollen, aber nichts hat geholfen. Es wurde sogar darüber nachgedacht, wieder Autos über die Brücke fahren zu lassen – das sicherste Mittel, um jeden Ort der Welt maximal unattraktiv zu machen.

    Warum ich das alles schreibe? Weil ich vorhin um elf über die Brücke geradelt bin und es wunderschön war. Es war leer, es wurde geschwiegen (und zwar auf Deutsch) und alle Menschen nah und fern genossen den himmlischen Frieden.

    Dazu brauchte es offenbar keine Mediatoren, keine baulichen Maßnahmen und keine Löschungen aus Touristenführern, sondern nur eine Bullenwanne mit zwei gelangweilten Insassen. So einfach ist das und ich finde das gut. Zumindest so lange, bis im Lonely Planet steht, dass der Marktplatz an der Crelle der neuste Treff für hippe Taugenichtse ist.

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  • Kurzbesuch

    Trail of Dead

    Trail of Dead

    …And You Will know Us By The Trail Of Dead waren in der Stadt und spielten kurz Rockmusik. Es war schade, dass ob der dargebotenen Qualität die Zeit wie im Fluge verging, es aber nur ein Inlandsflug war. Nicht einmal anderthalb Stunden spielten die nur vier statt sechs Leute und mir fehlte vieles, was sonst dabei war. Auf die Maxiversionen von Perfect Teenhood oder Totally Natural dagegen hätte ich sogar verzichten können. Außerdem ging mir der Typ auf die Nerven, der vor mir zu jeder unpassenden Gelegenheit den Finger in die Luft recken musste, wodurch ich seinen Arm im Gesicht hatte. T-Shirts gab es nur noch in Größe S und das Beweisfoto ist heute besonders schlecht, weil am Eingang die Fotoapparate einkassiert wurden.

    Genug gemeckert – es war ein sehr gutes Konzert, weiter so.

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  • Orrdnung muss sein [aktualisiert]

    Polleralarm (sorry dafür)

    Polleralarm (sorry dafür)

    Was andere könnenExterner Link, kann ich auch: mich beim Ordnungsamt beschweren. In meinem Fall ging es mir darum, dass der Marktplatz vor dem Balkon im letzten Jahr zu einer stadtbekannten Abkürzung von der Yorck zur – ja, wohin eigentlich? – geworden ist, weil die Absperrungen nach dem Markt nicht zugemacht werden oder gleich auf den Laster nach Anatolien gepackt werden, der Platz also Tag und Nacht offen ist und jeder das weiß. Nachdem Freitag eine geleaste Proletenkarre fast ein skatendes Kind über den Haufen gefahren hat (Pluspunkt: der Fahrer hat es anschließend nicht angeschrien) und ich Samstag eine lautstarke Diskussion zwischen einem meiner Nachbarn und einem Bullifahrer, der meinte, im Recht zu sein, mitbekommen habe, musste ich einschreiten und melden. Das geht bei uns in der Großstadt einfach, aber nicht anonym per E-Mail.

    Das erstaunliche ist, dass ich nach nur einem Tag eine Antwort und nichtmal eine dumme erhalten habe. Die Poller würden halt oft geklaut, aber neue sind bestellt und die Schranke wird repariert, oder anders gesagt: es passiert nichts. Trotzdem freue ich mich über die Antwort, gibt sie dem kleinen Mann doch das Gefühl, er könne etwas ausrichten. Es hält den kleinen Man auch davon ab, die Wege mal selbsttätig abzusperren. Mit rot-weißem Absperrband. Mit Stacheldraht drin. Hach, das Geräusch würde ich mir als Klingelton machen. Man wird ja noch träumen dürfen.

     

    Aktualisiert am 05.04.11:

    Was sehe ich heute? Einer der Zugänge zum Platz ist mit den Pollern verschlossen, die die letzten drei Wochen daneben im Beet lagen. Und das mindestens bis heute Abend, denn dann beginnen die Marktvorbereitungen. Mein Mangel an Ego verbietet mir, mich für Kausalität oder Korrelation zu entscheiden. Die Schranke hundert Meter weiter ist noch immer geöffnet.

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